33. StVO-Novelle aus Sicht der Radfahrer

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Fred
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33. StVO-Novelle aus Sicht der Radfahrer

Beitrag von Fred » Fr 29. Apr 2022, 22:26

Endlich wird es möglich, den Radfahrern ein Abbiegen bei Rot zu erlauben.
Gerade wenn man am Radweg bleibt und rechts abbiegen möchte ist die Möglichkeit voll zu begrüßen. Da gibt es in Linz einige Kreuzungen, die für Radfahrer dadurch einfacher zu fahren sind. :thumbup:

Auch die unseelige 10km/h Beschränkung vor ungeregelten Kreuzungen wird aufgeweicht. Mit
... in unmittelbarer Nähe kein motorisierter Verkehr aktuell fährt
:thumbup:
Diese Regel gehört meiner Meinung sowieso ersatzlos gestrichen. Man stelle sich das für den Autoverkehr vor. :mrgreen:

https://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe? ... F877DD32C9

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Re: 33. StVO-Novelle aus Sicht der Radfahrer

Beitrag von nubaflyer » Sa 30. Apr 2022, 12:04

Fred hat geschrieben:
Fr 29. Apr 2022, 22:26
Auch die unseelige 10km/h Beschränkung vor ungeregelten Kreuzungen wird aufgeweicht. Mit
... in unmittelbarer Nähe kein motorisierter Verkehr aktuell fährt
:thumbup:
Diese Regel gehört meiner Meinung sowieso ersatzlos gestrichen. Man stelle sich das für den Autoverkehr vor. :mrgreen:

https://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe? ... F877DD32C9

Fred
Verstehe nicht ganz, was du da abschaffen magst? Ein Autofahrer nähert sich einer ungeregelten Kreuzung sowieso nur langsam und muss mal schauen, was geht. Bei der neuen Regelung für Radfahrer fürchte ich, dass manche das als Freibrief verwenden, mit Vollkaracho drüberzufahren ohne Schauen und am Ende werden da einige auf den Motorhauben von Autofahrern landen, weil der den Radfahrer nicht früher sieht, wenn er hinter einer Hausecke hervorkommt.

Die neuen Regelungen brauchend Verkehrsteilnehmer, die mit Hirn und Übersicht fahren und da bin ich einmal gespannt, ob das so gut geht. Nachdem ich aber genügend Radfahrer erlebe, die sich derzeit an nichts halten (und nein, ich bin kein Autofahrer-Fanatiker sondern meistens spreche ich hier als Fußgeher, der auf Gehsteigen vor mit dem Handy telefonierenden Radfahrern zur Seite gehen muss), fürchte ich, das wird nicht besser werden. Mir herrscht etwas zu sehr diese "Ich bin Radfahrer, ich darf alles"-Mentalität vor, und ich finde Radfahrer sind gerne mal unberechenbare Verkehrsteilnehmer, und daher habe ich meine Zweifel.

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Fred
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Re: 33. StVO-Novelle aus Sicht der Radfahrer

Beitrag von Fred » Sa 30. Apr 2022, 19:34

nubaflyer hat geschrieben:
Sa 30. Apr 2022, 12:04
...Ein Autofahrer nähert sich einer ungeregelten Kreuzung sowieso nur langsam und muss mal schauen, was geht.
:mrgreen:

Na dann braucht es ja die 10km/h Regel für Radfahrer eh nicht.

Im Ernst, diese Regel zwang Dich bei jeder ungeregelten Kreuzung auf 10km/h abzubremsen, ob dort weit und breit ein Kfz kam oder nicht war völlig egal.
Vorsichtig zu fahren oder gezwungen alle paar Meter auf unter 10km/h abbremsen ist schon ein großer Unterschied. Ich würde es an Deiner Stelle mal probieren. Linzer Radhighway Schubertstraße/Fadingerstraße zum Beispiel.

Die neue Regel entspricht schon mehr der Realität, die alte Regel konstruiert immer eine Mitschuld des Radfahrers. Das ist genau die gleiche Fopperei mit den Radweg Ende bei jeder einmündenden Straße, Einfahrt usw. :evil:

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Re: 33. StVO-Novelle aus Sicht der Radfahrer

Beitrag von Fred » Sa 30. Apr 2022, 21:07

Im Juli 2014 habe ich einen Dorli-Ride zur Dokumentation dieser 10km/h Regel gemacht. ("Dorli" in Anlehnung an die damalige Verkehrsministerin)



Wow, damals waren noch ziemlich wenig Radfahrer unterwegs.

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Re: 33. StVO-Novelle aus Sicht der Radfahrer

Beitrag von nubaflyer » So 1. Mai 2022, 11:35

Tolles Video, denn da ist genau die Stelle bei 4:30 dabei, wo ich jeden Tag mitm 27er fahre und genau die Kreuzung hatte ich im Kopf. Wenn Radfahrer nun da drüberschießen als wie, während der Verkehr aus der Pochestraße kommend ganz spät wahrnehmbar ist, dann hat das für mich mehr Potential als derzeit, dass da mal Radfahrer auf den Motorhauben landen werden. An dieser Stelle hat der Autoverkehr eh eine Stopp-Tafel und kommt daher nur langsam daher, nur trotzdem ist das eine schwer einsehbare Ecke und selbst der 27er musste hier schon mal ordentlich abrupt in die Eisen steigen deswegen.

Ich bleibe dabei: ich fürchte, es entstehen mit der Neuregelung mehr gefährliche Situation als es nützen wird, weil zu viele Radfahrer so unterwegs sind, dass sie glauben, sie dürfen sich sowieso alles erlauben. Und ja, wenn ein Radfahrer ohne Schauen hinter einer Hausecke hervorschießt und das Auto bremst nicht mehr ab deswegen, ist er für mich genauso mitschuldig an dem Vorfall.

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Re: 33. StVO-Novelle aus Sicht der Radfahrer

Beitrag von Intruder » So 1. Mai 2022, 12:49

Noch gefährlicher erscheint mir die Kreuzung Harrachstr./Fadingerstr;
wie generell solche Kreuzungen an denen Fahrradfahrer gegen die Einbahnstraße fahren dürfen, weil das viele Kraftfahrzeuglenker einfach noch immer nicht verinnerlicht haben. An manchen Kreuzungen hast du schlicht einfach nur optisch nicht die erforderliche Sicht ohne deine Motorhaube schon etwas zu weit nach vorne zu schieben.
Bei der Gelegenheit eine Anekdote aus einer anderen Situation:
Pkw-Lenker blinkt nach rechts um bei einer Einfahrt zu einigen Parkplätzen abzubiegen.
Frecher (und übertrieben selbstsicherer) Radfahrer fährt trotzdem rechts des Pkws geradeaus vorbei. Zum Glück war der Pkw-Lenker aufmerksam. Nächste Kreuzung komme ich neben dem Radler zu Stehen und frage ihn ob er den Blinker des Rechtsabbiegers nicht gesehen hat. Antwort mit dem Brustton der Überzeugung des Rechtes: "Doch, aber der HAT gefälligst GANZ RECHTS zu Fahren, wenn er rechts abbiegen will!"
Auf meine Entgegnung, "Da ging es doch nicht ums Recht sondern um DEINE EIGENE Gesundheit und dein Leben, falls der dich nicht sieht und in den Parkplatz einfährt!" blieb er dann mit runden Augen wie Mühlräder zurück. ;)
Abgesehen vom Recht und Vorrang verstehe ich auch geradeausfahrende Radfahrer nicht, die sich an Kreuzungen NICHT ausreichend um die eigene Sicherheit kümmern bevor sie losfahren. :silent:
Was du nicht willst, dass man dir tut....

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Re: 33. StVO-Novelle aus Sicht der Radfahrer

Beitrag von Fred » So 1. Mai 2022, 18:05

Intruder hat geschrieben:
So 1. Mai 2022, 12:49
Noch gefährlicher erscheint mir die Kreuzung Harrachstr./Fadingerstr;
wie generell solche Kreuzungen an denen Fahrradfahrer gegen die Einbahnstraße fahren dürfen, weil das viele Kraftfahrzeuglenker einfach noch immer nicht verinnerlicht haben. An manchen Kreuzungen hast du schlicht einfach nur optisch nicht die erforderliche Sicht ohne deine Motorhaube schon etwas zu weit nach vorne zu schieben.
...
In der Harrachstraße fährt man am Radweg gegen die Einbahn. Ich persönlich fahre, wenn es halbwegs möglich ist, nicht gegen die Einbahn, auch nicht, wenn es erlaubt ist. Daher sehe ich die neue Regel auch etwas skeptisch.

Die Fadingerstr. / Schuberstraße kännte man ja ganz leicht mit einer Fahrradstraße entschärfen. :oops:

Es ist fast an allen Kreuzungen so, wo Radwege entlang führen, mit dem Auto muss man sich praktisch quer über den Radweg stellen, um eine Sicht zum Querverkehr zu bekommen. In solchen Fällen ist der Radweg eine schlechtere Option als, auf der Fahrbahn mit fahren.

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Re: 33. StVO-Novelle aus Sicht der Radfahrer

Beitrag von Fred » So 1. Mai 2022, 18:27

nubaflyer hat geschrieben:
So 1. Mai 2022, 11:35
Tolles Video, denn da ist genau die Stelle bei 4:30 dabei, wo ich jeden Tag mitm 27er fahre und genau die Kreuzung hatte ich im Kopf. Wenn Radfahrer nun da drüberschießen als wie, während der Verkehr aus der Pochestraße kommend ganz spät wahrnehmbar ist, dann hat das für mich mehr Potential als derzeit, dass da mal Radfahrer auf den Motorhauben landen werden. An dieser Stelle hat der Autoverkehr eh eine Stopp-Tafel und kommt daher nur langsam daher, nur trotzdem ist das eine schwer einsehbare Ecke und selbst der 27er musste hier schon mal ordentlich abrupt in die Eisen steigen deswegen.
...
Ich finde das nicht, hier hat der Autoverkehr eine weite Sicht, in Streetview sieht man das auch schön, da die Häuser zurückgesetzt sind. Auch der Radler sieht dort gut. Das Problem dort ist, dass viele mit der ganz Vorgangsituation dort überfordert sind.
Da hat der Radverkehr Vorrang, der Kfz in der Fadingerstr. ein Stoppschild, und Pochestraße Vorrang geben. Es ist eh nicht leicht das schnell zu überblicken. Und es gab schon ein paar mal Diskussionen.

Nächste Kreuzung, Fadingerstraße / Bethlehemstraße, da sieht man wirklich sehr weit, da ist der 10er eine Schikane.
Bei der Harrachstraße wieder ok, schon aus Eigenschutz.

Darum finde ich die neue "Aufweichung des 10er" gut.

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Re: 33. StVO-Novelle aus Sicht der Radfahrer

Beitrag von Fred » So 1. Mai 2022, 21:49

Was auch noch interessant wird, und hauptsächlich Radfahrer betrifft.
An Straßenbahnen und Autobussen darf an der Ausstiegsseite nicht mehr vorbeigefahren werden, solange die Türen offen sind.

Bin gespannt, wie das auf den die Haltestellen umlaufenden Radweg wirkt, der jetzt überall gebaut wird? :?:

Bei der neuen Haltestelle Untere Donaulände beim Lentos, muss man dann auf alle Fälle stehenbleiben?
6. § 17 Abs. 2 lautet:
„(2) Der Lenker eines Fahrzeuges darf an einem in eine Haltestelle einfahrenden oder dort stehenden
Schienenfahrzeug oder an einem Omnibus des Schienenersatzverkehrs oder des Kraftfahrlinienverkehrs
auf der Seite, die für das Ein- oder Aussteigen bestimmt ist, nicht vorbeifahren. Der Lenker eines Fahrzeugs
darf dann vorbeifahren, wenn alle Türen des öffentlichen Verkehrsmittels wieder geschlossen sind und er
sich vergewissert hat, dass keine Personen mehr zum öffentlichen Verkehrsmittel zulaufen. Ein- oder
aussteigende Personen dürfen hiebei weder gefährdet noch behindert werden; wenn es ihre Sicherheit
erfordert, ist anzuhalten.“
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Re: 33. StVO-Novelle aus Sicht der Radfahrer

Beitrag von Michael » Mo 2. Mai 2022, 10:43

nubaflyer hat geschrieben:
So 1. Mai 2022, 11:35
Ich bleibe dabei: ich fürchte, es entstehen mit der Neuregelung mehr gefährliche Situation als es nützen wird, weil zu viele Radfahrer so unterwegs sind, dass sie glauben, sie dürfen sich sowieso alles erlauben. Und ja, wenn ein Radfahrer ohne Schauen hinter einer Hausecke hervorschießt und das Auto bremst nicht mehr ab deswegen, ist er für mich genauso mitschuldig an dem Vorfall.
Hierbei warte ich lieber auf die Präzisierung dieser Regelung durch weitere Novellen oder Gerichtsentscheidungen nach diesbezüglichen Unfällen, da mir die Definition im Ministerialentwurf noch etwas zu schwammig erscheint ("... es sei denn, dass in unmittelbarer Nähe kein motorisierter Verkehr aktuell fährt"). Dafür maßgeblich können nur die in der RVS festgelegten Knotenpunktsichtweiten sein, welche allerdings im verbauten Stadtgebiet durch Eckverbauungen und direkt Häuserfronten verlaufenden Radwegen etc eingeschränkt werden.

Ebenfalls für diskussionswürdig halte ich den Wegfall der Schutzweg-Benützungspflicht von 25 m im Umfeld von Schutzwegen, sofern es der Fahrzeugverkehr zulässt. Auch dies können viele - Fußgänger wie Fahrzeuglenker - nicht wirklich richtig abschätzen, zudem bedeutet dies gleichzeitig das Aus von Schutzwegen im unterrangigen Straßennetz bei schwacher DTV.
Vü schener is des G'Fühl, wenn i a Kerosin riach in mir

Beste Grüße
Michael David | Forenadministrator

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